Matthias Würz, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Offenthal, zieht gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen eine positive Bilanz über die vielfältigen Aktivitäten im Jahr 2008 für kleine und große Gartenfreunde:
Im Jahr 2008 konnten wieder drei Workshops für den Förderverein der Wingertschule durchgeführt werden. Begonnen wurde am 24. Januar mit einer Obstbaumveredelung. Dort lernten die Kinder das Veredeln von Apfelbäumen. Veredeln heißt, man nimmt zum Beispiel eine Wurzel eines jungen Apfelbaumes und ein Stück Holz eines jungen Triebes einer ausgesuchten Apfelsorte und verbindet diese so, dass das Holzstück der Apfelsorte auf der Wurzel anwächst und einen neuen Baum bildet. Da man dies beliebig oft wiederholen kann, kann man viele Bäume der ausgesuchten Apfelsorte züchten und diese überall dort, wo man diese Sorte haben möchte, anpflanzen.
Unter fachkundiger Anleitung übten die 15 Schülerinnen und Schüler mit dem Veredelungsmesser die erforderlichen Schnitte an Weidenruten. Die eigentlichen Schnitte an den härteren Apfelhölzern hatten die Helfer des OGV vorbereitet.
Gut versorgt mit Tipps für die richtige Pflege ihrer „Apfelbäumchen“ machten sich die Schülerinnen und Schüler auf dem Heimweg. Schon im Frühjahr konnten die Nachwuchsgärtner beobachten, dass die Hölzer zusammengewachsen sind. Dennoch ist weiterhin Geduld gefragt, eine Tugend, die ein guter Gärtner haben sollte.
Als zweiter Workshop wurde eine Kartoffelstudie in zwei Teilen durchgeführt. Der erste Teil am 11. April widmete sich der Anpflanzung, der zweite Teil am 30. August der Ernte und der Verkostung. 25 Kinder nahmen teil. Den Kindern wurde in Teil eins vermittelt, wie Kartoffeln zu pflanzen sind. Um die Veranstaltung interessant zu machen und mit dem Hintergedanken, dass Kinder noch nicht so stark optisch geprägt sind wie Erwachsene, hatten die Verantwortlichen des OGV einige etwas außergewöhnliche Kartoffelsorten ausgewählt: „Hermanns Blaue“, „Highland Burgundy Red“ und „Bamberger Hörnchen“. Die Ernte der Kartoffeln war für die Kinder das Highlight schlechthin. Nun konnte bestaunt werden, was aus den gesetzten Knollen geworden ist. Nach der erfolgreichen Ernte kam der kulinarische Abschluss. In der Mensa der Wingertschule wurden die bunten Kartoffeln von zahlreichen Helferinnen zu leckeren Gerichten verarbeitet: Ein dreifarbiger Kartoffelsalat; rosa, lila und „normaler“ Kartoffelbrei sowie ein Kartoffelauflauf samt Würstchen ließen sich die Kinder nach vollbrachter Arbeit schmecken. So Mancher nahm sich Knollen mit nach Hause, um sich dort einige dieser seltenen Kartoffeln selbst anzubauen.
Fast schon Tradition hat der dritte Workshop. Das Apfelkeltern mit den Kindern wurde in diesem Jahr zusammen mit dem erstmals ausgetragenen Kelterfest veranstaltet. Die teilnehmenden Schulkinder sammelten Äpfel auf einem benachbarten Grundstück und trugen sie in Körben zum Festgelände. Große Freude machte ihnen das anschließende Waschen der Äpfel. Das Zerkleinern im Muser war die Vorbereitung des eigentlichen Keltervorgangs, indem die Apfelmasse in die Obstpresse gefüllt und der Saft herausgepresst wird. Mit großem Eifer, aber nur mit vereinten Kräften, gelang es den Schülerinnen und Schülern, diese anstrengende Arbeit zu meistern. Der Lohn der Arbeit ließ sich gleich an Ort und Stelle genießen – der frische Süße schmeckte den Kinder so gut, dass sie ihre mitgebrachten Flaschen damit füllten.
Aber auch für die „Großen“ wurde in 2008 so einiges geboten:
Die am 10. Mai durchgeführte Pflanzentauschbörse hatte eine große Anzahl von Blumen und Gemüsesorten zu bieten, die unter den Mitgliedern ausgetauscht wurden.
Hohen Besuch konnte der OGV am 29. Mai begrüßen: Prof. Dr. Ernst Rühl, Fachgebietsleiter am Institut für Rebenzüchtung und Rebenveredelung der Forschungsanstalt Geisenheim, referierte über die Rebenanpflanzung. Über 40 Zuhörer lernten, dass schon die Römer systematischen Rebenanbau betrieben – ja wahrscheinlich dem Wein ihren Siegeszug durch Europa zu verdanken haben. Mittlerweile verzehrt jeder Bundesbürger etwa 4 Kilogramm Trauben pro Jahr. Im Dreieich-Gebiet liegt Weinbauklima vor. In früheren Jahren wurden allerdings häufiger Reben angebaut als heute – was sich auch in den Namen von Gemarkungen widerspiegelt: Wingertsberg in Langen oder auch Wingertschule in Offenthal. Durch neuere pilztolerante Sorten ist der Rebstock am Haus bei vielen Gartenfreunden wieder populär geworden.
Am 1. Juni lud der OGV zu einer Gartenwanderung durch verschiedene Gärten in Offenthal ein, sogar zahlreiche Gartenliebhaber aus Nachbargemeinden konnten begrüßt werden. Vier verschiedene Gärten wurden besucht: Ein Obst- und Gemüsegarten, ein Natur- und Relaxgarten, ein Garten mit südländischem Flair und ein Garten mit Beispielen für Obstsorten in kleinen Gärten. Der Natur- und Relaxgarten wurde von den Teilnehmern am meisten bewundert, da festgestellt wurde, dass die Natur von alleine, ohne große Eingriffe, auch schöne Oasen hervorbringt.
Am 5. Juli führte eine Exkursion in den Obstbaubetrieb Königer nach in Egelsbach. Dort wurde die Gruppe vom Chef persönlich in die Geheimnisse des Heidelbeeranbaus eingewiesen.
Sportlich betätigten sich die Vereinsmitglieder am 2. August: Ziel des Fahrradausflugs war die Straußwirtschaft von Alexander Werner in Egelsbach. Das Ambiente war sehr ansprechend und die Radler waren froh, frühzeitig eingekehrt zu sein, denn die vorhandenen Plätze füllten sich sehr schnell.
Veranstaltungshöhepunkt war das erste Offenthaler Kelterfest in und um die Feldscheune Arndt, zu dem der OGV am 20. September eingeladen hatte. Das Schau-Keltern und Verkosten von frischem Süßen, mehrere Verkaufsstände und der Probierstand von selbst erzeugten Obstweinen und -bränden gewährten Einblicke in die Arbeit des mittlerweile rund 120 Mitglieder zählenden Vereins. Es wurden in dem Achteck-Bau selbst gemachte Marmeladen angeboten und Tipps für deren Herstellung gegeben. Besonders die männlichen Besucher interessierten sich für den Probierstand der edlen Offenthaler Tropfen und kosteten den selbst erzeugten Obstwein oder auch den einen oder anderen Hochprozentigen. Technikfans konnten sich mehrere historische Schlepper und Traktoren ansehen. Der Imkerverein war mit einem Informationsstand vertreten. Die Traubenabbeermaschine wurde zwei Mal vorgeführt – die Besucher konnten sich ein Bild machen, wie das Gerät funktioniert, und anschließend auch noch Traubensaft kosten. Pomologe Werner Nussbaum von der Landesgruppe Hessen bestimmte Apfelsorten und unterrichtete über deren Kennzeichen und Beschaffenheit. Unter den ca. 50 Apfelsorten aus der Offenthaler Gemarkung, die die Besucher für die Sortenbestimmung mitbrachten, befand sich auch eine seltenere Sorte, der Prinzenapfel. Vereinsvorsitzender Matthias Würz sagte, dass der Verein mit dem Kelterfest auf das große Engagement der Mitglieder bei der Pflege von Streuobstwiesen hinweisen wolle. Fachmännischer Rat werde mehrmals im Jahr interessierten Gartenfreunden erteilt, die an den kostenlosen Schnittkursen teilnehmen.
Die jährliche Abschlussveranstaltung, der Obstbaumschnittlehrgang, fand am 29. Dezember in der Gemarkung Mittelbeune statt: Karsten Liebelt, Gartenbau-Ingenieur beim MainÄppelHaus Lohrberg, zeigte bei strahlendem Winterwetter, wie sich durch den richtigen Schnitt die Ertragskraft der Obstbäume steigern lässt. Auch viele auswärtige, jüngere und weibliche Gartenfreunde nutzten die Gelegenheit, den Fachmann des Lehrgartens der Stadt Frankfurt um Rat zu fragen. Erfreut war die fast 40 Personen umfassende Teilnehmergruppe für die während der zweistündigen Veranstaltung angebotenen Heißgetränke: Kaffee, Tee und Rotweinpunsch fanden dankbare Abnehmer.
Am Jahresprogramm 2009 wird fleißig gearbeitet. Der OGV hofft auf einen genauso hohen Zuspruch an Teilnehmern wie im Jahr 2008.
Wichtigster Termin im ersten Quartal 2009 ist die Jahreshauptversammlung, die am 27. Februar um 19:30 Uhr in der Gaststätte „Zum Alten Bürgermeister“ stattfindet.
Redaktion: Ute Osiander, 04.01.2009