Nachdem wir im Vormonat die wichtigsten Unterlagen beim Apfel vorgestellt haben möchten wir nun für die nächste Obstart, die Birnen, auch hier die gebräuchlichen Unterlagen mit den wichtigsten Eigenschaften beschreiben.
Bei der Birne ist die Anzahl der gebräuchlichen Unterlagen nicht so hoch wie beim Apfel. Wie allgemein bekannt, kann die Birne ein mächtiger, Landschaftsprägender Baum werden, der deutlich über 100 Jahre alt werden kann. Diese Baumform ist jedoch für Hausgärten oder einen wirtschaftlichen Erzeugerobstbau ungeeignet.
Aus der Birne selbst konnten bisher keine schwach wachsenden Typen ausgelesen werden. Bisher wurde meist auf Quittenunterlagen veredelt. Quitten sind nah genug mit der Birne verwandt, dass eine Birne auch auf Quittenwurzeln gut wächst. Es gibt jedoch einige Birnensorten, die mit Quitte unverträglich sind. Dort hilft man sich mit einer so genannten Zwischenveredelung. Auf die Quitte wird ein Stück einer mit Quitte verträglichen Sorte veredelt und auf diese wiederum die gewünschte Birnensorte.
Birnensämlinge: Meist wird die Sorte „Kirchensaller Mostbirne“ verwendet. Sämlinge wachsen sehr stark und sind standfest. Die Kälte- und Kalkverträglichkeit sind gut. Es besteht starke Anfälligkeit für Feuerbrand und eine mittlere Anfälligkeit für Birnenverfall (viröses Birnensterben). Geeignet für den Streuobstanbau und als Landschaftsprägender Einzelbaum. Der Ertrag tritt häufig erst nach 7 bis 10 Jahren ein.
OHF Unterlagen: Eine arteigene amerikanische Züchtung. Der Wuchs ist etwas schwächer als beim Birnensämling. Die Unterlage ist standfest und gut kältetolerant. Die Anfälligkeit für Birnenverfall ist weniger stark ausgeprägt als beim Sämling. Leider ist die Unterlage nicht mit allen gängigen Birnensorten verträglich. Resistent gegen Feuerbrand.
Quitte A: Auch bezeichnet als Quitte MA, Quitte aus Angers oder Malling A. Ist die für den Hausgarten gebräuchlichste Unterlage. Leider mit einigen Sorten nicht verträglich, es wird eine Zwischenveredelung benötigt. Wächst etwa 30% schwächer als der Sämling und ist nicht standfest, es wird zeitlebens ein Unterstützungpfahl benötigt. Früher Ertragseintritt, jedoch empfindlich für kalkhaltige Böden. In trockenen Jahren ist eine Zusatzbewässerung erforderlich. Die Anfälligkeit für Feuerbrand ist stark, für Birnenverfall mittelmäßig.
Quitte C: Auch Quitte MC oder Rheinlandquitte genannt. Die Unterlage ist nicht standfest, frostempfindlich und wächst sehr schwach, mit vielen Edelsorten nicht verträglich, jedoch schneller Ertragseintritt. Wegen der Pflegeintensität und der hohen Ansprüche an die Wasserversorgung für den Hausgarten nicht geeignet, auch wenn diese Unterlage im Erwerbsobstbau bevorzugt wird. Könnte zur Kübelkultur auf Balkon oder Terrasse verwendet werden. Stark anfällig für Feuerbrand, gering für Birnenverfall.
Quitte Adams: Die Wuchsstärke liegt zwischen Quitte A und Quitte C. Nicht vollständig standfest, Unterstützungspfahl empfohlen. Nicht mit allen Sorten verträglich. Stark anfällig für Feuerbrand und Birnenverfall, frostempfindlich und schlecht kalkverträglich. Fruchtgröße und Ertragsleistung höher als bei anderen Quittenunterlagen.
Quitte BA: Wachstum stärker als Quitte A, gute Standfestigkeit. Bessere Verträglichkeit mit Edelsorten als die anderen Quittenunterlagen und weniger frostempfindlich. Gut für schwerere Böden geeignet, etwas besser kalkverträglich als die anderen Quitten. Geringere Anfangserträge als andere Quittenunterlagen. Stark anfällig für Feuerbrand, jedoch gering für Birnenverfall.
Pyrodwarf: Eine arteigene Züchtung von 1980 aus Geisenheim. Es besteht Sortenschutz. Verträglicher mit kalkhaltigen Böden als Quittenunterlagen. Der Wuchs ist etwa zwischen OHF und Quitte A anzusiedeln. Könnte für Hausgärten interessant sein, da standfest und weniger empfindlich gegen Trockenheit wie Quitte A. Wenig anfällig für Feuerbrand und Birnenverfall.
Pi-BU-2 und Pi-BU-3: Sich noch im Versuchsstadium befindliche arteigene Züchtungen aus Dresden-Pillnitz. Die Wuchsstärke soll geringer als bei Quitte A sein und etwas kleinere Fruchtgrößen besitzen. Die Entwicklung bleibt abzuwarten.