Der Boikenapfel ist eine weitere 1914 von Kreisobstbauinspektor Biesterfeld 1914 in dessen Allgemein zum Anbau empfohlenen Obstsorten für den Kreis Offenbach, für den Main- und Westbezirk empfohlene alte Apfelsorte.

Der Apfel ist ein Zufallssämling, stammt aus dem Umland von Bremen und wurde 1828 erstmals beschrieben und nach dem Deichvogt Boiken benannt und ist vor allem in Norddeutschland verbreitet. Die Sorte wurde vom Deutschen Pomologenverein 1874 in die Liste der 50 zu empfehlenden Apfelsorten aufgenommen.

Die Sorte hat in der Jugend einen mittelstarken bis starken, aufrechten Wuchs, der später mehr in die Breite geht. Die Kronenform der älteren Bäume ist breitkugelig. Die Sorte benötigt einen großen Standraum. Die Anfälligkeit gegen Krankheiten wird unterschiedlich beurteilt. Gegeben ist eine Anfälligkeit gegen Schorf und aus eigenen Erfahrungen auch gegen Obstbaumkrebs. Die Blüte ist mittelfrüh, lange anhaltend und recht unempfindlich. Der Ertragseintritt ist mittelspät bis spät und der Ertrag als gering bis höchstens mittel zu bewerten und unregelmäßig. An den Boden stellt die Sorte keine großen Ansprüche, jedoch an den Standort. Talsenken, zu warme und zu trockene Standorte sind zu meiden. Die Empfehlung aus 1914 stellt einen Hinweis dar, dass es 1914 wohl in Offenthal noch nicht so warm und auch noch feuchter als heute gewesen ist.

Die Früchte sind meist groß bis sehr groß und haben ein hohes spezifisches Gewicht. Die Fruchtform ist meist breit-kegelförmig, hat eine unebene Oberfläche mit breiten Kanten. Die Grundfarbe ist gelblichgrün bis wachsgelb, die Sonnenseite oft schwach rot verwaschen. Die Schale ist glatt und leicht fettig. Ein besonderes Erkennungsmerkmal ist die Kelchgrube mit fünf ausgeprägten Rippen, die von der Kelchgrube aus noch weiter über die Frucht, teilweise bis zur Stielgrube laufen. Das Fruchtfleisch ist weiß, fest, saftig und erfrischend weinsäuerlich. Im Naturlager ist die Sorte bis in den folgenden Sommer haltbar.

Die Sorte war als Tafelapfel empfohlen und findet ihre Berechtigung bei Liebhabern von festfleischigen, süßsauren Sorten noch immer. Ansonsten ist die Sorte ein guter Wirtschaftsapfel und für die Herstellung von Saft und Apfelwein sehr gut geeignet.

Bei den heute in Offenthal immer mehr vorkommenden warmen, trockenen Sommern, sollte die Sorte nur noch angepflanzt werden, wenn eine Bewässerung sichergestellt ist. Ansonsten kann die Sorte heute wohl nur noch für feuchte Höhenlagen mit ausreichend Standraum empfohlen werden.

Die Sorte ist allgemein noch in den Baumschulen erhältlich. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Sorte „Riesenboiken“ eine andere Sorte darstellt.

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